DTM-Titelfavorit Lucas Auer im Exklusiv-Interview: "Ich bin heute weniger hitzig"

Man mag es kaum glauben: Lucas Auer (Landgraf-Mercedes) hat vor geschlagenen elf Jahren sein Debüt in der DTM gegeben, damals in der Saison 2015 für das einstige Mercedes-Team ART Grand Prix. Einst war der Österreicher ein Top-Nachwuchstalent, mit den späteren Jahren ein etablierter Profi und heute ein Anwärter auf den DTM-Titelgewinn.
Klappt es diesmal? Auer führt die DTM-Tabelle nach fünf von acht Rennwochenenden mit einem knappen Vorsprung von acht Punkten auf Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) an. Mit zwei Siegen früh in der Saison und seinem dritten Podestplatz zuletzt auf dem Nürburgring hat sich der 30-Jährige konstant in der Spitzengruppe etabliert. Nicht minder wichtig: Auer sammelte als einziger der 24 DTM-Piloten in allen zehn Saisonrennen Punkte und erreichte jedes Mal die Top-10.
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'Hamstert' sich Auer jetzt zum Titel? Seine Konstanz in der Saison 2025 ist verblüffend - und anders als in den Vorjahren, in denen der Mercedes-AMG-Werksfahrer die eine oder andere Nullrunde einfuhr und mehrfach an einem möglichen Gewinn der Meisterschaft vorbeischrammte. Zuletzt in der Saison 2022, als sich Auer erst beim Finale dem späteren Champion Sheldon van der Linde und dessen Schubert-BMW geschlagen geben musste.
"Ich bin heute weniger hitzig auf der Rennstrecke", sagt Auer im Interview für die neue Print-Ausgabe des Motorsport-Magazin. "2022 wäre fast alles aufgegangen. Rückblickend waren aber sicher Manöver dabei, bei denen es schnell einen Nuller hätte geben können."
Auer, der mit 165 Rennen die zweitmeisten aller aktuellen DTM-Fahrer nach Marco Wittmann bestritten hat, weiter: "Jetzt bin ich ruhiger, durchdachter. Ich weiß, dass man das Momentum nicht erzwingen kann. Wenn es nicht auf deiner Seite ist, musst du es akzeptieren. Wenn es aber auf deiner Seite ist, kannst du mehr riskieren und spielerisch rangehen. Früher habe ich mir schwergetan, das einzusehen - da hat mir in gewisser Weise das Alter geholfen."
Lucas Auers DTM-Bilanz: 2015 bis heuteSaison | Team | Meisterschaft |
---|---|---|
2015 | ART-Mercedes | P23 |
2016 | Mücke-Mercedes | P12 |
2017 | HWA-Mercedes | P6 |
2018 | HWA-Mercedes | P7 |
2019 | nicht gestartet | - |
2020 | RMG-BMW | P12 |
2021 | Winward-Mercedes | P5 |
2022 | Winward-Mercedes | P2 |
2023 | Winward-Mercedes | P9 |
2024 | Winward-Mercedes | P10 |
2025 | Landgraf-Mercedes | P1 nach 10/16 Rennen |
Auer war bereits in den Saisons 2017, 2021 und 2022 der aussichtsreichte Titelanwärter aus dem Reigen von Mercedes-AMG. Ebenso blickt der Tiroler auf Schwächephasen zurück, darunter die abgelaufene Saison, in der er sich mit dem zehnten Gesamtplatz begnügen musste, während Ex-DTM-Teamkollege Maro Engel bis zuletzt um die Meisterschaft kämpfte. Auer wechselte im Anschluss von Winward Racing zum Rückkehrer-Team Landgraf - ein AMG-interner Tausch, der sich bisher ausgezahlt hat.
"Es stimmt: Ich hatte schon ein paar sehr gute Jahre und ein paar ernüchternde", räumt Auer ein. "Ich glaube, das ist normal. Ab und zu wirst du vom Technik-Teufel verfolgt, manchmal startest du nicht richtig in die Saison oder fühlst dich mit neuen Reifen nicht wohl, brauchst zu lange für die Anpassung - und dann ist die Meisterschaft schon gelaufen. Ab und zu ist auch Pech dabei. Ich habe aber kaum jemanden gesehen, der immer auf dem Punkt war. Es gibt immer Durchhänger."
Auer: Warum es diesmal mit dem DTM-Titel klappen kannAuer kennt die Landgraf-Mannschaft aus der Vergangenheit und ist beeindruckt von der Aufstellung des Teams, das sich nach dem ADAC-GT-Masters-Titelgewinn für 2025 mit weiteren erfahrenen Leuten verstärkt hat. Vorteil Auer: Bei Landgraf ist er die ganz klare Nummer 1, weil sein junger Teamkollege und DTM-Rookie Tom Kalender noch einiges an Lehrgeld zahlen muss.
Am kommenden Wochenende reisen Auer und Co. zum drittletzten Rennwochenende auf den Sachsenring - ein Kurs, auf dem er beim Strecken-Comeback 2023 sowie 2024 nur mittelmäßig performte. Den offiziellen Test am vergangenen Sonntag auf dem Sachsenring schloss Auer nur auf dem 17. Platz ab, wobei er wegen einer Kollision mit Nicki Thiim (Abt-Lamborghini) einiges an wertvoller Streckenzeit einbüßte. Markenkollege Jules Gounon (Winward) bewies mit der Bestzeit allerdings, dass mit dem Mercedes-AMG GT3 auf dem Motorradkurs zu rechnen ist.
Auer nimmt die kommenden Herausforderungen mit Selbstbewusstsein an und will an seine starken Leistungen anknüpfen: "Wenn wir den Speed beibehalten können und weiter cool agieren, sehe ich keinen Grund, warum wir nicht zumindest bis zum letzten Rennen vorne mitmischen können. Bei Landgraf haben wir bislang immer früher oder später eine Antwort gefunden und das ganz ruhig umgesetzt. Es ist eine starke Eigenschaft, wenn man nicht ständig zu emotional agiert."
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